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Gelehrte Männer kamen aus Byzanz,
Und brachten Rollen voll uralter Weisheit;
Viel neue Weisheit sproßte aus der alten;
Und Schaaren wißbegier’ger Schüler wallten,

1200
Aus allen Ländern, her nach Cordova,

Um hier zu lernen, wie man Sterne mißt,
Und wie man löst die Räthsel dieses Lebens.
Cordova fiel, Granada stieg empor,
Und ward der Sitz der Maurenherrlichkeit.

1205
Noch klingt’s in blühend stolzen Liedern von

Granadas Pracht, von ihren Ritterspielen,
Von Höflichkeit im Kampf, von Siegergroßmuth,
Und von dem Herzenspochen holder Damen,
Die streiten sahn die Ritter ihrer Farbe.

1210
     Doch war’s ein ernst’rer Ritterkampf, worinn

Sie selber fiel, die leuchtende Granada,
Und ritterliche Großmuth war es nicht,
Als jüngst sein Wort, womit er Glaubensfreiheit
Verbürget hatt’, der Sieger listig brach,

1215
Und den Besiegten nur die Wahl gelassen,

Entweder Christ zu werden, oder fort

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Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)