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Und nackt und hülflos aus der Heimath peitscht –

Du bist Almansor nicht, sonst dränge dir
In’s Ohr der Greise und der Weiber Wimmern,
Das span’sche Hohngelächter und der Angstruf
Der edlen Opfer auf dem glüh’nden Holzstoß.

Almansor.

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Glaub’ mir, ich bin’s. Ich seh’ den span’schen Hund!

Dort spuckt er meinem Bruder in den Bart,
Und tritt ihn noch mit Füßen obendrein.
Ich hör’s; dort weint das arme Mütterchen;
Sie aß am Freytag gerne Gänsebraten,

1360
Drum bratet man sie selbst jetzt, Gott zu Ehren.

Am Pfahl daneben steht ein schönes Mädchen –
Die Flammen sind in sie verliebt, umschmeicheln,
Umlecken sie mit lüstern rothen Zungen;
Sie schreit und sträubt sich holderröthend gegen

1365
Die allzuheißen Buhlen, und sie weint –

O Schade! aus den schönen Augen fallen
Hellreine Perlen in die gier’ge Glut.
Jedoch was sollen diese Leute mir?
Mein Herz ist ganz durchstochen wie ein Sieb,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)