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1370
Hat keinen Raum für neue Schmerzenstiche.

Der blut’ge Mann, der auf der Folter liegt,
Hat kein Gefühl für einer Biene Stachel.
Glaub’ mir’s, ich bin Almansor noch, und gastfrey
Steht meine Brust noch offen fremden Schmerzen;

1375
Doch, durch die engen Pförtlein Aug’ und Ohr,

Sind Riesenleiden in die Brust gestiegen,
Die Brust ist voll –
     (Aengstlich leise.)
Die Brust ist voll – Gar ein’ge wunde Gäste
Sind, herbergsuchend, mir in’s Hirn gestiegen.

Hassan.
Steh’ auf! steh auf! sonst sag’ ich dir ein Wort,

1380
Das dich aufgeißeln wird, und neue Glut

In deine Adern gießt –
     (Sich zu ihm herab beugend.)
In deine Adern gießt – Zuleima
Liegt heute Nacht in eines Spaniers Armen.

Almansor.
     (Aufspringend und sich krampfhaft windend.)
Die Sonne ist mir auf den Kopf gefallen,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)