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     Wer schreckte, wenn der Tag vorbei,
     in den Nächten auf mit einem Schrei?
     Wer ist es vier Jahre hindurch gewesen,

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     der anstand in langen Polonaisen,

     indessen Prinzessinnen und ihre Gatten
     alles, alles, alles hatten – –?
     Wem schrieben sie einen kurzen Brief,
     daß wieder einer in Flandern schlief?

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     Dazu ein Formular mit zwei Zetteln…

     wer mußte hier um die Renten betteln?
     Tränen und Krämpfe und wildes Schrein.
     Er hatte Ruhe. Ihr wart allein.
     Oder sie schickten ihn, hinkend am Knüppel,

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     euch in die Arme zurück als Krüppel.

     So sah sie aus, die wunderbare
     große Zeit – vier lange Jahre …
     Erinnert ihr euch –?

 *

     Die dritte Minute gehört den Jungen!

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     Euch haben sie nicht in die Jacken gezwungen!

     Ihr wart noch frei! Ihr seid heute frei!
     Sorgt dafür, daß es immer so sei!
     An euch hängt die Hoffnung. An euch das Vertraun
     von Millionen deutschen Männern und Fraun.

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     Ihr sollt nicht stramm stehn. Ihr sollt nicht dienen!

     Ihr sollt frei sein! Zeigt es ihnen!
     Und wenn sie euch kommen und drohn mit Pistolen –:
     Geht nicht! Sie sollen euch erst mal holen!
     Keine Wehrpflicht! Keine Soldaten!

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     Keine Monokel-Potentaten!
Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Ernst Rowohlt, Berlin 1928, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_371.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)