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Schreiben des Joh. Ratzel, „Aufsehers der Turmbergruine“, vom 30. März 1854 ersehen wir, dass 1813 „die Burg zum erstenmal wieder in zugänglichen Stand gesetzt wurde“. Es seien bei dieser Gelegenheit eine Menge von Altertümern, Helebarten, Spiesse und dergl. gefunden worden; vieles habe man nicht beachtet und „unter Schutt und Trümmern unter dem Platz zwischen der Schutzmauer und der Burg begraben“.

Seit Anfang der 80er Jahre fanden durch Herstellung neuer Wirtschaftsgebäude auf der Höhe des Turmbergs nicht unbedeutende Veränderungen in seiner Erscheinung statt. Im Frühjahr 1894 beschäftigte sich darauf der Durlacher Verschönerungsverein mit neuen Anlagen auf der Terrasse und bei dieser Gelegenheit traten neue, bisher nicht bekannte oder nicht beachtete Mauerzüge zutage, welche nun im Oktober einige systematische Ausgrabungen, teils mit staatlichen Mitteln, teils mit solchen des Karlsruher Altertumsvereins veranlassten. Dieselben wurden im Juli 1895 zu Ende geführt und dürften nun genügen, um befriedigenden Aufschluss über die Bedeutung der Ruine zu gewinnen.

Wir erhalten jetzt von der letzteren das folgende Bild (s. Plan auf Tafel VII):

Auf dem gegen das Pfinz- und Rheinthal ziemlich steil abfallenden Bergvorsprung, dessen Gipfel nach hinten (gegen NO.) sich in einer Hochebene fortsetzt, steht vor allem der altbekannte viereckige Turm A aus Buckelquadern von rotem Sandstein, und 7 m von ihm gegen Nordwest entfernt eine ebenfalls aus rotem Sandstein erbaute grosse Pfeilermauer B. An die südwestliche Mauer des Turmes ist aus Muschelkalksteinen ein runder Treppenturm mit einer steinernen Wendeltreppe angebaut, und an seine südöstliche Wand schliesst sich eine ebenfalls aus Muschelkalksteinen mit wenigen untermischten Sandsteinen errichtete grosse Ringmauer DDD an, welche in eckigem Zuge noch fast ganz um die eingeebnete obere Fläche des Bergvorsprungs herumgehend, diese gegen die Abhänge hin verteidigt. Die Fläche selbst ist seit den 80er Jahren durch eine moderne, lange, von Südost nach Nordwest streichende Mauer EE in zwei ungefähr gleich grosse Terrassen, eine obere mit dem Turm und eine tiefer gelegte mit den neuen Wirtschaftsgebäuden, geteilt.

Weiter führten nun die Arbeiten des Durlacher Verschönerungsvereins auf der oberen Terrasse auf die noch mehrere Meter in den Boden hinabreichenden Mauern eines zweiten grösseren Turmes F., welcher südwestlich von dem ersten, nur 65 bis 75 cm von ihm entfernt ist, also ziemlich hart an ihn anstösst. Die folgenden Grabungen deckten dann, nordwestlich an diesen anschliessend, die Grundmauer eines Gebäudes G auf und ausserdem verschiedene bisher nicht bekannte Mauerzüge, so einen über den Kalkfels erbauten H zwischen dem noch stehenden Turm und der grossen Pfeilermauer (vielleicht dort noch einen zweiten K und K¹?) und einige weitere an anderen Stellen, besonders in der Fläche der unteren Terrasse, dann nordöstlich bei L und M. Alles dies neu gefundene Mauerwerk war aus Muschelkalksteinen, die hier unmittelbar zur Verfügung standen, errichtet.[1]

Unterwirft man jetzt die ganze soweit bekannte Anlage näherer Betrachtung, so


  1. Wenn Fecht a. a. O., S. 644 mitteilt, „1824 seien noch zwei parallele Fundamente von Umfassungsmauern, und ausserhalb des um dieselben laufenden Hauptgrabens noch weitere 60 cm dicke Fundamente mit sieben Ecken vorhanden gewesen“, so sind darunter vielleicht die beiden Parallelwände des älteren Turmes und die Ringmauer zu verstehen. Näher (a. a. O., S. 12) sagt: „Die Ringmauer war nochmals umgeben mit einer Zwingermauer, welche den Wehrgang oder Zwinger einschloss, der an der Angriffseite schmal, sich aber auf der Seite des Bergabhangs erweiterte. Der mit einer Bank versehene Vorplatz am Ende des 1781 angelegten Staffelwegs dürfte zu der erwähnten Zwingeranlage gehört haben“. Was damit gemeint ist, wird nicht klar.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Wagner: Die Turmberg-Ruine bei Durlach. G. Braunsche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1895, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Turmberg-Ruine_(Wagner).pdf/2&oldid=- (Version vom 1.8.2018)