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eines Thores geebnet war. Deuteten diese Wahrnehmungen auf hier vorhandene Kellerräume, zu welchen man aus den unteren Partien des Bergfrids gelangen konnte und etwa auf ein Ausfallthor in der Ringmauer? Oder gestatteten sie die Vermutung, dass hier die Mündung eines in das Thal hinabführenden unterirdischen Ganges zu suchen sei, dessen Vorhandensein man schon länger kannte? Die Grabung bei N gab hierüber keinen Aufschluss und es wird bis auf weiteres der ersteren Deutung der Vorzug zu geben sein.

Das Vorhandensein eines unterirdischen Ganges, jedenfalls seines Austritts am Fusse des Berges, wird indessen von verschiedenen Seiten so zuverlässig bezeugt, dass gestattet ist von ihm zu reden, auch wenn im Augenblick eine Untersuchung desselben auf gelegenere Jahreszeit verschoben werden muss. Er verläuft südwestlich von der Burg die Anhöhe hinab in den Weinbergen des Gewanns „Kaiserberg“ und mündet unter einem Weinberghäuschen neben einer kleinen Brücke über den hier durch hohe steile Wände eingeengten Dürrbach in zwei Ästen in diesen hinein. Der Besitzer des dortigen Gutes, Herr Rittershofer, hat den hier noch gut erhaltenen Gang vor etwa zehn Jahren zuwerfen lassen, um das nicht unbedenkliche Betreten desselben zu verhindern. Er beschreibt ihn als etwa 3 m unter dem Boden noch ein gutes Stück verlaufend, aus dem Kalkfelsen ohne Mauerung in Manneshöhe und etwa 1 m breit, so dass ein Mann bequem darin gehen kann, ausgehauen. Den Bergabhang hinauf dürfte er weniger tief unter der Oberfläche liegen, da er in einem weiter oben im Weinberg über ihn hinführenden Weg schon einmal ein Einsinken des Bodens veranlasst hat; er vermeidet von unten gesehen die gerade Richtung nach dem Burgturm, indem er sonst in eingesenktem Terrain verlaufen müsste, in welchem ihm das zusammenlaufende Wasser gefährlich werden konnte und zieht sich vielmehr unter dem unmittelbar angrenzenden höher liegenden Boden zur Burg hinauf. Wo er aber in diese eintritt, ist bis jetzt nicht bekannt. Die Arbeit, ihn herzustellen, war wohl keine geringe, aber auch keine allzuschwierige, da der Muschelkalk leicht bricht und man sich mit seitlich zuführenden Schachten helfen konnte. Sein Zweck muss in erster Linie der gewesen sein, auf verstecktem und gedecktem Wege zu dem in der Burg mangelnden Wasser zu gelangen. (Sicher befand sich übrigens innerhalb der Burgmauern eine Cisterne; man giebt an, dass ungefähr bei P sich eine solche befunden habe. Der jetzt sogenannte Burgbrunnen, eine Quelle am Grötzinger Weg, welche schon Ende des 16. Jahrhunderts genannt wird, ist ausserhalb der Umwallung gelegen).

Die oben berührten, nordwestlich bei G an den Turm sich anschliessenden Gebäudemauern dürften im unteren Grunde einen Keller mit gestampftem Lehmboden und mit Verputz der Wände, der noch vorhanden ist, umschlossen haben. Eine in der nordwestlichen Ecke ziemlich roh aufgesetzte dreistufige Treppe aus rohen Sandsteinen wird wohl später eingefügt sein. Da man hart dabei im Schutt eine ziemliche Anzahl durcheinander geworfener Bodenfliessen mit romanischen Verzierungen fand, so darf das betreffende einstige Gebäude gleichfalls als der ursprünglich romanischen Burg zugehörig angesehen werden. Was aber zu deren Gesamterscheinung noch fehlt, der jedenfalls besonders befestigte Eingang zu derselben, welcher gegen Nordwest zu suchen sein wird, dann vielleicht ein Zwinger, jedenfalls eine Cisterne, das alles ist so sehr zerstört, dass auf dessen Auffindung für immer verzichtet werden muss.

Die romanische Burg muss nun einst zerstört worden sein. Als Beweis gilt der zerstörte Turm und der reichliche Schutt, vielfach Brandschutt, der sich stellenweise sehr tief hinab verfolgen lässt. Es fand aber ein Wiederaufbau

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Wagner: Die Turmberg-Ruine bei Durlach. G. Braunsche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1895, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Turmberg-Ruine_(Wagner).pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)