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„castellum Türlac per ignem destruxit et ea quae in eo reperit, deportavit“[1]. Sie lehrt zweierlei: erstens, dass unsere Burg nun den Namen Durlach führte, dass sie also der Markgraf von Baden nach 1274 zu dem bedeutender gewordenen Durlach geschlagen hatte, zweitens, dass sie 1279 von dem Bischof von Strassburg durch Feuer zerstört wurde. Dies passt vortrefflich auf die Zerstörung unserer romanischen Burg und auf den Brandschutt, auf welchen man bei den Grabungen so mannigfach stiess.

Ohne Zweifel haben bald darauf Markgraf Rudolf I. oder seine unmittelbaren Nachfolger die Burg bis zu einem gewissen Grade und wohl mit teilweiser Benützung der noch vorhandenen Mauern wieder aufgebaut, und daher rührt dann der jetzige frühgotische Turm und der an denselben von Südost her stossende Mauerzug. Eine Notiz von 1295[2] spricht von einem Zehnten „de agro ante portam Durlach et de agro juxta castrum ibidem“, und wenn mit der Bezeichnung des letzteren Ackers als „neben der Burg bei Durlach liegend“ auch noch die Ruine gemeint sein könnte, so liegt doch näher, an die in dieser Zeit wieder aufgebaute Burg zu denken. Übrigens scheint, wie schon oben bemerkt, die letztere in der Folgezeit, sei es durch neue, wiederholte und gründliche Zerstörungen, sei es aus andern nicht mehr bekannten Gründen an Wert und Bedeutung verloren zu haben und das Interesse beschränkte sich immer mehr nur auf den unberührt gebliebenen festen Turm. Wie der oben besprochene Plan aus dem 16. Jahrhundert angiebt, führte er schon in jener Zeit nur noch den Namen der „Durlacher Warte“; Fecht spricht auch von Nachrichten, welche beweisen, dass im genannten Jahrhundert „der Bergturm als Standort für eine Stadt- und Landwache diente, dass für denselben zwei ständige Wächter bestellt waren und sich eine Glocke oben befand“. Was Wunder, dass dann auch die Markgrafen von Baden als Besitzer der Burg, deren Entstehung in keiner Beziehung zu ihrem Stamme gestanden hatte, sich nicht veranlasst fühlten, sie mit besonderem Namen zu bezeichnen; es war mit der Zeit nur eben noch der zur Stadt Durlach gehörige Turm und die Durlacher hatten recht, wenn sie künftig nur noch von ihrem „Turmberg“ redeten, wie das noch heute ihre Gewohnheit ist.

Bereits wurde bemerkt, wie um das Jahr 1565 die neue Bedeutung des Turms als Wachtturm dadurch, dass ihm eine Plattform für Allarmkanonen angebaut wurde, zu verstärktem Ausdruck kam. Über seine weiteren Geschicke sind wenige Nachrichten verzeichnet. Im 30jährigen Kriege kam von 1642 an die regelmässige Bergwache in Abgang und der Turm wurde nur nach Umständen als Wache oder Zufluchtstätte benützt; 1644 brannte sein Holzwerk aus, wurde aber nach 1648 wieder hergestellt. Als dann 1689 die Franzosen Durlach zerstörten, brannten Dach und Holzwerk wieder nieder, die Mauern widerstanden aber „dem Feuer und Pulver“, d. h. es wurde der vergebliche Sprengversuch gemacht, dem später das untere Thor seine Entstehung verdankte. Seit 1770 ist „wegen Baufälligkeit“ (wahrscheinlich der Plattform) kein Wächter mehr auf dem Turm und der Zustand ist erreicht, in welchem die Ruine im ganzen bis heute geblieben ist.


  1. S. Fester a. a. O. S. 49, No. 518.
  2. Bader in der Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins V, S. 249, Beurkundung über Stift Weissenburg’sche Lehen der Herren von Grecingen.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Wagner: Die Turmberg-Ruine bei Durlach. G. Braunsche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1895, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Turmberg-Ruine_(Wagner).pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)