während sich dessen Basis verschmälert hat. In unserem Falle hat der frontale Taillendurchmesser um drei Zehntel seiner ursprünglichen Länge abgenommen.
Die Distanz der freien Enden des zwölften Rippenpaares hat sich bedeutend verringert, noch mehr jene des elften Paares, so daß die freien Enden von elfter und zwölfter Rippe einander beiderseits fast berühren. Dementsprechend gehen diese, wie die nächsthöheren Rippenpaare, unter einem spitzen Winkel von der Wirbelsäule ab. Da sich auf diese Weise der seitliche Contour der Rippen von der sechsten Rippe nach abwärts stetig verjüngt, zeigt der Thorax nunmehr eine ausgesprochene Tonnenform.
Betrachten wir nun den Zwerchfellstand, so ergibt sich, daß am miederlosen Thorax die obere Grenze des Zwerchfellschattens rechts an der Mitte des zehnten Brustwirbelkörpers beginnt, die zehnte Rippe ungefähr in der Mitte ihres dorsalen Anteiles schneidet und dicht über dieser Rippe nach außen verläuft. Die linke Hälfte beginnt am oberen Rande des zehnten Wirbelkörpers (sie fällt hier in den Herzschatten) und läuft ebenfalls dicht über der zehnten Rippe im neunten Intercostalraum nach außen.
Am korsettragenden Thorax erscheint die obere Zwerchfellgrenze in der addorsalen Projektion beträchtlich nach aufwärts verschoben. Rechts beginnt sie am oberen Rande des neunten Wirbels und zieht im Bogen bis an den Rand der achten Rippe nach außen. Hier beträgt die Verschiebung fast zwei Intercostalräume. Linkerseits folgt der Zwerchfellschatten, soweit er sich vom Herzschatten differenzieren läßt, dem Verlauf der neunten Rippe. Das Zwerchfell ist also an jenen Stellen, wo das Herz nicht aufliegt, stärker nach aufwärts gedrängt worden.
Werfen wir nun – last not least – einen Blick aut das Herz selbst, so fallen uns sofort große Verschiedenheiten in der Konfiguration seiner Projektionslinien auf. Seine ganze Form hat sich geändert. In der Mitte taucht es gewissermaßen im Diaphragmaschatten unter. Die Herzspitze ist nach außen und oben gedreht worden. Am miederlosen Thorax fiel sie ungefähr in die Mitte der Projektion der zehnten Rippe, nach dem Anlegen des Mieders an den äußeren Rand der neunten Rippe. Der obere Contour des linken Ventrikels verlief vor dem Anlegen des Korsetts in leicht geschwungenem Bogen ziemlich steil von der siebenten über die achte und neunte bis an die zehnte Rippe. Der Schatten des linken Vorhofes und der Pulmonalis reichte nach oben bis an die dritte Rippe, der der Aorta bis an die vierte Rippe. Nach
Oscar Kraus: Über den Einfluss des Korsetts auf die somatischen Verhältnisse. Moritz Perles, Wien 1904, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Uber_den_Einfluss_des_Korsetts_auf_die_somatischen_VerhaltnissPage14.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)