Seite:Uber den Einfluss des Korsetts auf die somatischen VerhaltnissPage16.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

frontalen Projektionsebene herausgedreht und sich mit einem schmäleren Durchmesser in diese Ebene eingestellt.

Nachtragen müssen wir noch, daß die „Lungenhelligkeit“ am Miederthorax auffallend geringer wurde, was auf Verdich­tung des Lungengewebes hindeutet.

Der Kubikinhalt des für die Lungen verfügbaren Thoraxraumes hat in allen Dimensionen ganz beträchtlich abgenommen.

Wenn wir also die Veränderungen nochmals rekapitu­lieren, welche das Anlegen des Korsetts bei diesem zwölf­jährigen Mädchen erzeugt hat, so sind es die folgenden:

  1. Die Gegend, welche etwa der Taille entspricht, wurde auf die Kreisform komprimiert, dabei verkürzte sich der antero­-posteriore Durchmesser um ein Zehntel, der frontale um drei Zehntel der ursprünglichen Länge.
  2. Die Ebene des kürzesten frontalen Durchmessers ist um die Höhe eines Lendenwirbelkörpers nach abwärts ver­schoben worden.
  3. Der Thorax erscheint seitlich von der siebenten Rippe nach abwärts so zusammengedrückt, daß die Enden der elften Rippe die größte seitliche Kompression zeigen und in ihrer Projektion die freien Enden der zwölften Rippe nahezu be­rühren, obgleich auch diese der Wirbelsäule genähert worden sind. Der Thorax ist faßförmig geworden.
  4. Das Zwerchfell wurde bedeutend nach oben ver­drängt. Der Grad dieser Verdrängung ist nicht überall gleich groß. In der Rückansicht erscheinen die Kuppe um mehr als einen, die Partes costales um nahezu zwei Intercostalräume hinaufgerückt. In der Profilansicht erscheint der Teil, welcher etwa den Zwerchfellschenkeln und dem hinteren Teile des Centrum tendineum entsprechen würde, um fast drei Wirbel­höhen nach oben gerückt. Am Sternum ist die Verschiebung nach aufwärts noch etwas beträchtlicher. Wir sehen also, daß die größere frontale Kompression – d. h. senkrecht auf die Sagittalebene – auch einen größeren Effekt gehabt hat als die geringere im antero-posterioren Durchmesser, also senkrecht auf die Frontalebene wirkende.
  5. Die Bauchhöhle ist also nach oben hin verlängert, die Brusthöhle von unten her verkürzt worden.
  6. Die Lungen erscheinen weniger lufthältig. Verminderte „Lungenhelligkeit“.
  7. Das Volumen der Lunge ist bedeutend verkleinert, besonders der laterale (besonders rechte) Pleurasinus nahezu verstrichen.