Seite:Uber den Einfluss des Korsetts auf die somatischen VerhaltnissPage9.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bauchwand und der Lagerung der Bauchorgane und die Mög­lichkeit dieses Wechsels für den Ablauf wichtiger Funktionen, für die Peristaltik, wie für alle Sekretionsvorgänge, aber auch für alle Vorgänge, die mit der Bauchpresse im direkten oder indirekten Zusammenhange stehen, wie die Atmung, Ekkoprose, Harnentleerung etc. Bedeutung haben muß.

Für das Verständnis des Zustandekommens der Entero­ptose waren mir speziell die folgenden Bilder äußerst lehrreich.

Fig. 7.

Fig. 7 zeigt uns die nach einer meiner Aufnahmen angefertigte Profilskizze der kleinen 12jährigen Therese, die uns schon ab anteriori bekannt ist. Sie steht in bequemer Haltung und, ohne diese Haltung nur im geringsten zu ver­ändern, wurden, um den Contour rein zu erhalten, die Arme von einem Gehilfen leicht gehoben und im Ellbogengelenk gebeugt. Daß sich tatsächlich an der bequemen Haltung nichts geändert hat, sieht man an der Stellung des Kopfes.

Wir sehen hier eine sehr geringe Beckenneigung, eine sehr geringe Lendenlordose. Legen wir hier an den vorderen Rand der Symphyse (der etwa dem vorderen Oberschenkel­contour entspricht) senkrecht nach aufwärts eine Tangente, so schneidet diese Linie nur den am stärksten prominierenden, geblähten Teil des Abdomens, die Nase und – weil sich das Kind, wie gesagt, schlecht hält – ein Stück von der Stirne ab.

Fig. 8.

Ähnlich auch bei Fig. 8. Anna B., 15 Jahre alt, Dienst­mädchen, die vor einem Jahre zum erstenmal Korsett angelegt hat, es aber fast nie trägt, da es ihr Dienst nicht erlaubt. Nur die Nasenspitze, ein schmaler Streifen des Sternums und die Kuppe des Bauches fallen vor die Symphysentangente, Kopf und Gesicht, Brustkorb und Becken liegen symmetrisch übereinander.

Fig. 9.

Ganz anders bei Fig. 9, deren en face-Bild wir in Fig. 4 sahen. Sie trägt seit drei Jahren Korsett. Die starke Lordose ist besonders auffällig und die Symphysentangente schneidet bei ihr den größten Teil des Gesichtes, der Mammen, das vordere Drittel des Oberleibes, und zwar Brust und Oberbauch ab.

Es ist natürlich nicht möglich, hier alle Photogramme wiederzugeben, die ich angefertigt habe; ich muß mich mit einer Auswahl begnügen. Aus allen konnte ich ersehen, daß auch der Grad der vermehrten Lordose mit der Dauer der Einwirkung des Korsetts im direkten Verhältnisse stand, ebenso wie die Tiefe des Taillendreieckes und der Tailleneinschnürung.

Es ist mir aber weiter aufgefallen, daß gerade bei jenen Individuen, bei denen die geringsten Veränderungen des Thoraxskelettes und der Weichteile vorhanden waren, die