Seite:Ueber die Ablenkung eines Lichtstrals von seiner geradlinigen Bewegung.djvu/11

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der Venus und der Erde von der Sonne nicht unendlich groß annehmen darf.

Durch Kombination mehrerer Körper, die ein Lichtstral auf seinem Wege antreffen könnte, würden die Resultate etwas größer werden; aber für unsere Beobachtungen doch gewiß immer unbemerkbar.

Also ist es ausgemacht: daß man, wenigstens bey dem jetzigen Zustande der praktischen Astronomie, nicht nöthig hat, auf die Perturbation der Lichtstralen, durch anziehende Weltkörper, Rücksicht zu nehmen.

Nun muß ich noch einem Paar Einwürfen zuvorkommen, die man mir vielleicht machen könnte.

Man wird bemerken, daß ich von der sonst gebräuchlichen Methode abgegangen bin, daß ich schon vor dem Kalkul einige allgemeine Eigenschaften der krummen Linie bestimmt habe; welches doch gewöhnlich erst durch diesen geschieht, und auch hier hätte geschehen können. Der Kalkul wurde aber dadurch sehr abgekürzt; und warum soll man da kalkuliren, wo das zu Beweisende durch ein wenig Nachdenken viel evidenter dargethan werden kann?

Hoffentlich wird es niemand bedenklich finden, daß ich einen Lichtstral geradezu als schweren Körper behandle. Denn daß die Lichtstralen alle absoluten Eigenschaften der Materie besitzen, sieht man an dem Phänomen der Aberration, welches nur dadurch möglich ist, daß die Lichtstralen wirklich materiel sind. – Und überdies, man kann sich kein Ding denken, das existiren und auf unsere Sinne wirken soll, ohne die Eigenschaft der Materie zu haben. –

nihil est, quod possis dicere ab omni
Corpore seiunctum, secretumque esse ab inani:
Quod quasi tertia sit rerum natura reperta.
 Lucretius de nat. rer. I, 431.

Uebrigens glaube ich nicht nöthig zu haben, mich zu entschuldigen, daß ich gegenwärtige Abhandlung bekannt mache; da doch das Resultat dahin geht, daß alle Perturbationen unmerklich sind. Denn es muß uns fast eben so viel daran gelegen seyn, zu wissen, was nach der Theorie vorhanden ist,