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zu rühren, er sann nach und schrieb in schönen Worten. So entstand die Überschwenglichkeit, die mit den Mauren nach Spanien gelangte und dort noch heutzutage die Bücher dieses Landes verdirbt.

Einen rührenden Beweis der Hochachtung der Araber für das schwache Geschlecht sehe ich in ihrem Brauch bei der Ehescheidung. Die Frau riß in Abwesenheit des Gatten, von dem sie getrennt sein wollte, das Zelt ab und schlug es in der Weise wieder auf, daß der Eingang nunmehr an der entgegengesetzten Seite war. Diese einfache sinnbildliche Handlung trennte beide Gatten für ewig.


55. Der Diwan der Liebe
Bruchstücke aus einer arabischen Sammlung von Ebn-Abi-Hadglat
(Handschriften der Pariser Bibliothek Nr. 1461 und 1462)

Mohammed, der Sohn des Djaâfar Elahuâzadi, erzählt, daß Elâbas, Sohn des Sohail, den Djamil während seiner letzten Krankheit besuchte und ihn bereit fand, die Seele aufzugeben, „O Sohn Sohails,“ sagte Djamil zu ihm, „wie denkst du über einen Mann, der niemals Wein getrunken, niemals unerlaubten Gewinn gemacht, niemals ungerechterweise eine lebende Kreatur wider Gottes Gebot getötet und immer den Glauben gehabt hat, daß es keinen Gott außer Allah gibt, und daß Mohammed sein Prophet ist?“ – „Ich denke,“ entgegnete Sohail, „daß dieser Mann selig werden und in das Paradies eingehen wird. Aber wer ist der Mann, den du meinst?“ – „Ich bins,“

Empfohlene Zitierweise:
Stendhal übersetzt von Arthur Schurig: Über die Liebe (De l’Amour). Leipzig 1903, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Liebe_201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)