Seite:Ueber die Liebe 271.jpg

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Kolonie Pondicherry zu erholen sucht, die ohne Reichtum und Handelsverkehr unter der patriarchalischen Verwaltung von Dupuy gedeiht. In Madras trinkt man Burgunder, die Flasche zu sechsunddreißig Franken; die Armut der Franzosen in Pondicherry ist schuld, daß dort in der besten Gesellschaft große Gläser Wasser als Erfrischung herumgereicht werden. Aber man lacht dort.“

Augenblicklich herrscht in England mehr Freiheit, als in Preußen. Das Klima ist das gleiche, wie in Königsberg, Berlin und Warschau, Städten, die ihre Trübseligkeit schon von weitem zu erkennen geben. Die arbeitenden Klassen haben dort weniger und trinken ebenso wenig Wein wie in England, gehen aber schlechter gekleidet.

Ich sehe nur einen Unterschied: in den Ländern, wo Frohsinn herrscht, liest man weniger in der Bibel und huldigt mehr der Liebe.


35.

Ich gebe zu, daß das spanische Volk unmittelbar nach einer großen Tat in alle Fehler und Torheiten verfallen ist, die nur möglich waren. Trotzdem ist das gerade der Grund, der mich hindert, das Lob wieder zurückzunehmen, das ich diesen Nachzüglern des Mittelalters gespendet habe.

Die hübscheste Frau von Narbonne ist eine kaum zwanzigjährige Spanierin, die dort mit ihrem Gatten, ebenfalls Spanier, einem pensionierten Offizier, sehr zurückgezogen lebt. Vor einiger Zeit sah sich dieser Offizier veranlaßt, einem Gecken eine Ohrfeige zu versetzen. Am nächsten Morgen am Duellort sieht der Geck, daß die junge Spanierin kommt. Eine neue

Empfohlene Zitierweise:
Stendhal übersetzt von Arthur Schurig: Über die Liebe (De l’Amour). Leipzig 1903, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Liebe_271.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)