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Flut gezierter Reden. „Das ist aber wirklich schrecklich! Wie haben Sie das Ihrer Frau nur sagen können! Nun kommt sie, um unseren Zweikampf zu verhindern!“ – „Ich komme zu Ihrem Begräbnis!“ antwortete die Spanierin.

Glücklich der Mann, der seiner Frau alles sagen kann. Der Erfolg strafte den Stolz des Vorsatzes nicht Lügen. Diese Handlungsweise würde in England für unpassend gelten. So vermindert falscher Anstand noch das bißchen Glück hienieden.


36.

Um 1580 waren die nicht in ihrer Heimat weilenden Spanier entweder rücksichtslose Anhänger des Despotismus oder Gitarrenspieler unter den Fenstern schöner Italienerinnen. Die Spanier gingen nach Italien wie heutzutage nach Paris. Übrigens setzten sie ihren Stolz vor allem in die Verherrlichung ihres Königs und Herrn. Sie haben sich Italien verscherzt, weil sie seiner nicht wert waren. Um 1626 war der große Dichter Calderon Offizier in Mailand.


37.

Ich habe zu meiner Freude folgende Stelle in den Memoiren von Horace Walpole gefunden:

„Wir wollen einmal die Töchter zweier leidenschaftlicher Männer vergleichen. Beide hießen Elisabeth. Die eine herrschte über ein Kulturvolk, die andere über ein barbarisches Reich. Die Tochter Peters des Großen war eine absolute Herrscherin, duldete aber trotzdem eine Rivalin, da sie glaubte, die Person einer Kaiserin habe genug Reize für die unter ihren Untertanen, die sie ihres Verkehrs zu würdigen geruhte. Elisabeth

Empfohlene Zitierweise:
Stendhal übersetzt von Arthur Schurig: Über die Liebe (De l’Amour). Leipzig 1903, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Liebe_272.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)