Seite:Ueber die Liebe V 018.jpg

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Von den Anhängen aus Stendhals Nachlaß, welche die neueren französischen Ausgaben bringen, wurde nur der Brief „Felicie“ des jung verstorbenen Schriftstellers Victor Jacquemont als aufnahmefähig erachtet, sowie ein Teil des Kapitels „Fiasko“, das als physiologische Ergänzung des zweiten, vorwiegend ethnologischen Buches willkommen war. „Fiasko“ ist hier natürlich nicht ein „Abblitzen“ im Sinne des gewöhnlichen Sprachgebrauches, sondern eine plötzliche nervöse Schwäche des Mannes, die hervorrufen zu können man den Hexen zur Last legte, weshalb in der angezogenen Montaigne-Stelle (vgl. Seite 252) auch von liasons d’aiguillette die Rede ist (aiguillette im Sinne von Nestel; „die Nestel werfen“ bedeutet einem Manne die Kraft forthexen).


5.

„Das Buch über die Liebe ist, obgleich für Mathilde Dembowska geschrieben, doch kein Frauenbuch nach jener delikaten Vorschrift Diderots: „Wer für Frauen schreibt, muß seine Feder in den Regenbogen tauchen und seine Schriftzüge mit dem Staube von Schmetterlingsflügeln trocknen.“ Es ist im Gegenteil ein männliches Buch und offenbart „die ganze Kraft des Stendhalschen Geistes, mit seinen Sprüngen und Abwegen, seinem Genie und seiner Feinheit, seinen Spitzfindigkeiten und Übertreibungen, seiner Abgerissenheit und seinen Widersprüchen. Trotz seiner schroffen Urteile und seiner absichtlichen Immoralität überrascht es uns, daß der Schüler eines Cabanis in der Liebe etwas anderes erblickt, als allein den Sinnengenuß. Sein Buch mischt

Empfohlene Zitierweise:
Stendhal übersetzt von Arthur Schurig: Über die Liebe (De l’Amour). Leipzig 1903, Seite XVIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Liebe_V_018.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)