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Trinklied.


Wir sind nicht mehr am ersten Glas,
Drum denken wir gern an dies und das,
Was rauschet und was brauset.

So denken wir an den wilden Wald,

5
Darin die Stürme sausen,

Wir hören, wie das Jagdhorn schallt,
Die Ross’ und Hunde brausen,
Und wie der Hirsch durch’s Wasser setzt,
Die Fluten rauschen und wallen,

10
Und wie der Jäger ruft und hetzt,

Die Schüsse schmetternd fallen.

Wir sind nicht mehr am ersten Glas,
Drum denken wir gern an dies und das,
Was rauschet und was brauset.

15
So denken wir an das wilde Meer,

Und hören die Wogen brausen,
Die Donner rollen drüberher,
Die Wirbelwinde sausen.
Ha! wie das Schifflein schwankt und dröhnt,

20
Wie Mast und Stange splittern,

Und wie der Nothschuß dumpf ertönt,
Die Schiffer fluchen und zittern!

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 074. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)