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Tells Platte.


Hier ist das Felsenriff, drauf Tell aus der Barke gesprungen;
Sieh! ein ewiges Mal hebet dem Kühnen sich hier.
Nicht die Kapelle dort, wo sie jährliche Messen ihm singen!
Nein! des Mannes Gestalt, siehst du, wie herrlich sie steht?

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Schon mit dem einen Fuße betrat er die heilige Erde,

Stößt mit dem andern hinaus weit das verzweifelnde Schiff.
Nicht aus Stein ist das Bild, noch von Erz, nicht Arbeit der Hände,
Nur dem geistigen Blick Freier erscheinet es klar;
Und je wilder der Sturm, je höher brauset die Brandung,

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Um so mächtiger nur hebt sich die Heldengestalt.
Die Ruinen.


Wandrer! es ziemet dir wohl, in der Burg Ruinen zu schlummern,
Träumend baust du vielleicht herrlich sie wieder dir auf.

Begräbniß.


Als des Gerechten Sarg mit heiliger Erde bedeckt war,
Deckte der Himmel darauf freundlich den silbernen Schnee

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 087. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)