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2.


Nach Hohem, Würd’gem nur hast du gerungen,
Das Kleinliche verschmähend, wie das Wilde;
So faßtest du in kräftige Gebilde
Das wundervolle Lied der Nibelungen.

5
Schon hatte Hagens Größe dich durchdrungen,

Schon stand vor dir die Rächerin Chriemhilde,
Vor Allem aber rührte dich die Milde
Des edeln Sifrids, Giselhers, des jungen.

Mit Fug ward Giselher von dir beklaget,

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Der blühend hinsank in des Kampfs Bedrängniß,

Dich selbst hat nun so früher Tod erjaget.

Warst du vielleicht zu innig schon versunken
In jenes Lied, deß furchtbares Verhängniß
Zum Tode Jedem, nun auch dir, gewunken?

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0102.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)