Seite:UhlandGedichte1815 0124.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Laß, mein Kind! die span’sche Mode,
Laß die fremden Triolette,
Laß die wälsche Klangmethode
Der Kanzonen und Sonette,

5
Bleib bei deiner sapph’schen Ode!

Bleib der Aftermuse fern
Der romantisch süßen Herrn!
Duftig schwebeln, luftig tänzeln
Nur in Reimchen, Assonänzeln,

30
Nur in Tönen mag sie gern.


Nicht in Tönen solcher Glossen
Kann die Poesie sich zeigen;
In antiken Verskolossen
Stampft sie besser ihren Reigen

35
Mit Spondeen und Molossen.

Nur im Hammerschlag und Dröhnen
Deutschhellenischer Kamönen
Kann sie selbst die alten, kranken,
Allerhäßlichsten Gedanken,

40
Alles, was sie will, verschönen.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0124.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)