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David.

Recht rührend war’s. Ein Stein erbarmte sich.

Absalon.

Gebt Acht, daß nicht dies Haus zusammenstürzt!
Amphions göttliche Musik bewog
Die Steine, selber sich zum Bau zu fügend
Die unsre muß der Mauer Fugen lösen.

David.

Was zeigt sich Weisses dort am Fenster? seht
Die Feueraugen! Merket auf, sie spricht!

Absalon.

Des Fräuleins Katze ruft uns Beifall zu.
Das Fräulein wird sich in die Decke hüllen,
Ergrauend vor der Nachtgespenster Lärm.

David.

Nur Eines noch, so wird sie selbst erscheinen!

(Sie stimmen wieder.)
Absalon.

Der Mond, die Sterne, die so freundlich erst
Herniederlauschten, hoffend auf Musik,
Sie haben, gleich dem Fräulein, sich verhüllt.
Wir haben aufgeregt des Himmels Zorn,
Ich höre schon die fernen Donner grollen.
Der Himmel wirft die Blitze nach uns aus,
Wie König Saul nach Eurem Ahn den Spieß.

David.

Es schlägt der Blitz wohl gern in die Musik?
Mich überfällt ein Schauer. Laßt uns fliehn!

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)