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Da ruft der Greis so freudig bang:

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„Sagt an, was ihr erschaut!

Mein Schwerdt, ich kenn’s am guten Klang,
Es gab so scharfen Laut.“
„Der Räuber ist gefallen,
Er hat den blut’gen Lohn.

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Heil dir, du Held vor allen,

Du starker Königssohn!“

Und wieder wird es still umher,
Der König steht und lauscht:
„Was hör’ ich kommen über’s Meer?

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Es rudert und es rauscht.“

„Sie kommen angefahren,
Dein Sohn mit Schwerdt und Schild,
In sonnehellen Haaren
Dein Töchterlein Gunild.“

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„Willkommen! – ruft vom hohen Stein

Der blinde Greis hinab –
Nun wird mein Alter wonnig seyn
Und ehrenvoll mein Grab.
Du legst mir, Sohn, zur Seite

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Das Schwerdt von gutem Klang,

Gunilde, du Befreite,
Singst mir den Grabgesang.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)