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Der schwarze Ritter.


Pfingsten war, das Fest der Freude,
Das da feiern Wald und Haide.
Hub der König an zu sprechen:
„Auch aus den Hallen

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Der alten Hofburg allen

Soll ein reicher Frühling brechen!“

Trommeln und Trommeten schallen,
Rothe Fahnen festlich wallen.
Sah der König vom Balkone;

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In Lanzenspielen

Die Ritter alle fielen
Vor des Königs starkem Sohne.

Aber vor des Kampfes Gitter
Ritt zuletzt ein schwarzer Ritter.

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„Herr! wie ist Eur Nam’ und Zeichen?“

„Würd’ ich es sagen,
Ihr möchtet zittern und zagen,
Bin ein Fürst von großen Reichen.“

Als er in die Bahn gezogen,

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Dunkel ward des Himmels Bogen

Und das Schloß begann zu beben.
Beim ersten Stoße
Der Jüngling sank vom Rosse,
Konnte kaum sich wieder heben.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)