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Pfeif’ und Geige ruft zu Tänzen,

Fackeln durch die Säle glänzen;
Wankt ein großer Schatten drinnen.
Er thät mit Sitten
Des Königs Tochter bitten,

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Thät den Tanz mit ihr beginnen.


Tanzt im schwarzen Kleid von Eisen,
Tanzet schauerliche Weisen,
Schlingt sich kalt um ihre Glieder.
Von Brust und Haaren

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Entfallen ihr die klaren

Blümlein welk zur Erde nieder.

Und zur reichen Tafel kamen
Alle Ritter, alle Damen.
Zwischen Sohn und Tochter innen

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Mit bangem Muthe

Der alte König ruhte,
Sah sie an mit stillem Sinnen.

Bleich die Kinder beide schienen,
Bot der Gast den Becher ihnen:

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„Goldner Wein macht euch genesen.“

Die Kinder tranken,
Sie thäten höflich danken:
„Kühl ist dieser Trunk gewesen.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0186.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)