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Das Schifflein.


Ein Schifflein ziehet leise
Den Strom hin seine Gleise.
Es schweigen, die drin wandern,
Denn Keiner kennt den Andern.

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Was zieht hier aus dem Felle

Der braune Waidgeselle?
Ein Horn, das sanft erschallet;
Das Ufer wiederhallet.

Von seinem Wanderstabe

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Schraubt Jener Stift und Habe,

Und mischt mit Flötentönen
Sich in des Hornes Dröhnen.

Das Mädchen saß so blöde,
Als fehlt’ ihr gar die Rede,

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Jetzt stimmt sie mit Gesange

Zu Horn und Flötenklange.

Die Rudrer auch sich regen
Mit taktgemäßen Schlägen.
Das Schiff hinunter flieget

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Von Melodie gewieget.


Hart stößt es auf am Strande,
Man trennt sich in die Lande.
Wann treffen wir uns, Brüder!
Auf Einem Schifflein wieder?

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)