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Das traurige Turnei.


Es ritten sieben Ritter frei,
Mit Schilden und mit Speeren,
Sie wollten halten gut Turnei,
Des Königs Kind zu Ehren.

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Und als sie sahen Thurm und Wall,

Ein Glöcklein hörten sie drüben;
Und als sie traten in Königs Hall’,
Da sahen sie Kerzen sieben.

Da sahen sie liegen, todesblaß,

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Die holde Adelheide,

Der König zu ihrem Haupte saß
In großen Herzeleide.

Da sprach der stolze Degenwerth:
„Das muß ich immer klagen,

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Daß ich umsonst gegürt’t mein Pferd,

Mein Schild und Speer getragen.“

Drauf sprach der jung’ Herr Adelbert:
„Wir sollen das nicht klagen!
Des Königs Tochter ist immer werth,

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Daß wir drum stechen und schlagen.“


Herr Walther sprach, ein Ritter kühn:
„Nach Hause wollen wir reiten,
Es kann uns wenig Heil erblühn,
Um eine Todte zu streiten.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)