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Wie sind deine Waffen blutig,
Wie zermalmt von Stoß und Schlag!
Wie bedeckt dein Roß mit Wunden,
Das so muthig eingerannt!“

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Paskal Vivas wehrt vergebens

Ihrem Jubel und Gesang,
Neiget demuthsvoll sein Haupt,
Deutet schweigend himmelan.

2.

In den abendlichen Gärten
Ging die Gräfin Julia.
Fatiman, Almansors Neffe,
Hat die Schöne dort erhascht;

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Flieht mit seiner süßen Beute

Durch die Wälder, Nacht und Tag,
Zehn getreue Mohrenritter
Folgen ihm gewappnet nach.

In des dritten Morgens Frühe

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Kommen sie in jenen Wald,

Wo auf einem grünen Hügel
Sankt Georgs Kapelle ragt.

Schon von Weitem blickt die Gräfin
Nach des Heil’gen Bild hinan,

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Welches ob der Kirchenpforte,

Groß in Stein gehauen, prangt:

Wie er in des Lindwurms Rachen
Mächtig sticht den heil’gen Schaft,
Während, an den Fels gebunden,

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Bang die Königstochter harrt.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0233.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)