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Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815)

Ritter Paris.


Paris ist der schönste Ritter,
Alle Herzen nimmt er hin.
Jede Dame kann’s beschwören
An dem Hof der Königin.

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Was der schönen Siegeszeichen

Warf das Glück in seinen Schooß!
Briefe, die von Küssen rauschen,
Locken, Ringe, zahlenlos.

Allzu leichter Siege Zeichen!

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Ungebetnes Minneglück!

Bann und Fessel nennt euch Paris,
Stößt sein süßes Loos zurück.

Schwingt zu Roß sich, schwergerüstet,
Glüht von edler Heldenlust,

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Beut den Frauen all den Rücken,

Beut den Männern keck die Brust.

Doch es will kein Feind sich zeigen,
Frühling waltet im Gefild,
Mit dem Helmbusch spielen Lüftchen,

20
Sonne spiegelt sich im Schild.


Weit schon ist er so geritten,
Siehe! da an Waldes Tor
Hält ein Ritter, hoch zu Rosse,
Strecket ihm die Lanze vor.

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Ritter Paris fliegt zum Kampfe,

Eilte nie zum Reihn so sehr;
Wirft den Gegner stracks zur Erde,
Blickt als Sieger stolz umher;

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)