Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815) | |
|
Nach dem blanken Goldgefäß
Tasten gleich des Ritters Knechte,
Doch der Knappe tritt zurück,
„Dies ist eines Sängers Herz,
Herz von einem frommen Streiter,
Herz des Kastellans von Couci,
Laßt dies Herz im Frieden weiter!
Wann dies Herz nun ausgeschlagen,
Zu der Dame von Fayel
Soll ich es hinübertragen.“
„Jene Dame kenn’ ich wohl.“
Und entreißt die goldne Urne
Hastig dem erschrocknen Träger,
Nimmt sie unter seinen Mantel,
Reitet fort in finstrem Grolle,
An das heiße, rachevolle.
Als er auf sein Schloß gekommen,
Müssen sich die Köche schürzen,
Müssen gleich den Hirsch bereiten
Dann, mit Blumen reich bestecket,
Bringt man es auf goldner Schaale,
Als der Ritter von Fayel
Mit der Dame sitzt am Mahle.
Sprechend mit verliebtem Scherze:
„Was ich immer mag erjagen,
Euch gehört davon das Herze.“
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0246.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)