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Da beschloß ich, sie zu suchen,
Nah und fern, auf irrer Fahrt,
Den Homerus ließ ich liegen,
Nun ich selbst Ulysses ward;

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Nahm die Laute zur Gefährtin

Und vor jeglichem Altan,
Unter jedem Gitterfenster
Frag’ ich leis mit Tönen an,

Sing’ in Stadt und Feld das Liedchen,

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Das im Salamanker Thal

Jeden Abend ich gesungen
Meiner Liebsten zum Signal;

Doch die Antwort, die ersehnte,
Tönet nimmermehr und ach!

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Nur das alte Fräulein Echo

Reist zur Qual mir ewig nach.



2. Der Jäger.

Als ich einsmals in den Wäldern
Hinter einer Eiche stand,
Lauernd, oft mich vorwärts legend,
Auch die Büchse schon zur Hand:

5
Da vernahm ich leichtes Rauschen

Und mein Hünerhund schlug an,
Fertig hielt ich gleich die Büchse,
Paßte mit gespanntem Hahn:

Sieh! da kam nicht Reh noch Hase,

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Kam ein Wild von schönrer Art,

Trat ein Mägdlein aus den Büschen,
Jung und frisch, und lind und zart.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)