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Am Tag, da selbiges Jahr sich schloß,

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Da kaufte der Abt ein schwarz wild Roß,

Rechberger sollt’ es zäumen,
Doch es thät sich stellen und bäumen.

Es schlug den Junker mitten auf’s Herz,
Daß er sank in bitterem Todesschmerz.

75
Es ist im Walde verschwunden,

Man hat’s nicht wieder gefunden.

Um Mitternacht, an Junkers Grab,
Da stieg ein schwarzer Reitknecht ab,
Einem Rappen hält er die Stangen,

80
Reithandschuh am Sattel hangen.


Rechberger stieg aus dem Grab herauf,
Er nahm die Handschuh vom Sattelknauf,
Er schwang sich in Sattels Mitte,
Der Grabstein diente zum Tritte.

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Dies Lied ist Junkern zur Lehr’ gemacht:

Daß sie geben auf ihre Handschuh Acht,
Und daß sie fein bleiben lassen,
In der Nacht am Wege zu passen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)