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Bis Einer, dem die Zeit zu lang,
Auf ihn den krummen Säbel schwang.
Da wallt dem Deutschen auch sein Blut,

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Er trifft des Türken Pferd so gut,

Er haut ihm ab mit Einem Streich
Die beiden Vorderfüß’ zugleich.
Als er das Thier zu Fall gebracht,
Da faßt er erst sein Schwerdt mit Macht,

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Er schwingt es auf des Reiters Kopf,

Haut durch bis auf den Sattelknopf,
Haut auch den Sattel noch zu Stücken
Und tief noch in des Pferdes Rücken;
Zur Rechten sieht man, wie zur Linken,

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Einen halben Türken heruntersinken.

Da packt die Andern kalter Graus,
Sie fliehen in alle Welt hinaus,
Und Jedem ist’s, als würd’ ihm mitten
Durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten.

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Drauf kam des Wegs ’ne Christenschaar,

Die auch zurück geblieben war,
Die sahen nun mit gutem Bedacht
Was Arbeit unser Held gemacht.
Von denen hat’s der Kaiser vernommen,

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Der ließ den Schwaben vor sich kommen,

Er sprach: „Sagt an, mein Ritter werth!
Wer hat Euch solche Streich’ gelehrt?“
Der Held bedacht’ sich nicht zu lang:
„Die Streiche sind bei uns im Schwang,

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Sie sind bekannt im ganzen Reiche,

Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)