Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815) | |
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Und als er ritt vorüber an Fräuleins Thurm,
Da sang er bald wie ein Lüftlein, bald wie ein Sturm.
Sie sprach: „der singet, das ist eine herrliche Lust!
Es zittert der Thurm und es zittert mein Herz in der Brust.“
Er fuhr nach Engelland mit gewaltigem Heer.
Er sprang vom Schiffe, da fiel er auf die Hand:
„Hei! – rief er – ich fass’ und ergreife dich, Engelland!“
Als nun das Normannenheer zum Sturme schritt,
„Manch Jährlein hab’ ich gesungen und Feuer geschürt,
Manch Jährlein gesungen und Schwerdt und Lanze gerührt.
Und hab’ ich Euch gedient und gesungen zu Dank,
Zuerst als ein Knecht und dann als ein Ritter frank:
Vergönnet mir auf die Feinde den ersten Schlag!“
Der Taillefer ritt vor allem Normannenheer,
Auf einem hohen Pferde, mit Schwerdt und mit Speer,
Er sang so herrlich, das klang über Hastingsfeld,
Und als das Rolandslied wie ein Sturm erscholl,
Da wallete manch Panier, manch Herze schwoll,
Da brannten Ritter und Mannen von hohem Muth,
Der Taillefer sang und schürte das Feuer gut.
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0311.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)