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Zween Riesen schlafend lagen

170
Wohl vor dem Säulenthor,

Sie hielten, in’s Kreuz geschlagen,
Die Hellebarden vor,
Darüber rüstig schritten
Die Jäger allzumal,

175
Sie gingen mit kecken Tritten

Zu einem großen Saal.

Da lehnten in hohen Nischen
Geschmückter Frauen viel,
Gewappnete Ritter dazwischen

180
Mit goldnem Saitenspiel.

Hochmächtige Gestalten,
Geschloßnen Auges, stumm;
Grabbildern gleich zu halten
Aus grauem Alterthum.

185
Und mitten ward erblicket

Ein Lager, reich von Gold,
Da ruhte, wohlgeschmücket,
Eine Jungfrau wunderhold.
Die Süße war umfangen

190
Mit frischen Rosen dicht,

Und auch von Mund und Wangen
Schien zartes Rosenlicht.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0348.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)