Seite:Ulmische Zustände 21.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Welt auf die niedrigsten Preise heruntergegangen, was nur dadurch möglich geworden, daß die größten Kapitalien und die vollkommensten Maschinen zu Verfertigung der Waare, und die vollendetsten Transportmittel zu ihrer Versendung angewendet worden sind.

Der Fabrikant, der sich nicht im Besitze dieser Vortheile befindet, kann mit jenen Bevorzugten nicht mehr gleiche Preise halten; er setzt anfänglich seine Arbeiter auf einen immer kümmerlichern Lohn herunter, wodurch ihr Zustand da und dort trostloser geworden, als derjenige des Leibeigenen und des Sklaven, und wenn auch diese Hilfe nicht mehr ausreicht, schließt er sein Geschäft: das darauf verwendete Kapital ist aber dann größtentheils verloren und die Arbeiter sind brodlos.

In diesem Falle befindet sich dermalen häufig der deutsche Gewerbefleiß; um diesem Elende und dieser Verarmung zu steuren, gedenken die deutschen Regierungen die fremde, durch äussere Umstände bevorzugte Waare beim Eingange in ihr Land mit Zöllen zu belegen, wenn gleich hiedurch der Preis der Waare ein höherer wird; hiemit ist aber auch anerkannt; daß es eine Ueberconcurrenz gebe; und daß nicht die größte Wohlfeilheit im Interesse des Landes liege, sondern die Blüthe und der Schutz der inländischen Industrie, wenn sie durch die fremde bedroht ist. Nur bleibt es der Vorsorge der deutschen Regierungen vorbehalten, zugleich Maasregeln zu treffen, daß von der Wohlthat dieser Schutzzölle – nicht blos die Fabrikanten, sondern auch die Arbeiter ihren Antheil erhalten.


§. 17.

Wenn nun aber der Markt nach dem voranstehenden den niedrigsten Preis der Waare ermittelt, wie kommt es, daß die Brodfrüchte, die doch auch auf dem Markte verkauft werden, seit mehrern Jahren selbst in den eigentlichen Getreideländern im höchsten Preise stehen, während die Fruchterndten in den letzten Jahren wenigstens mittelmäßig gewesen sind?

Diese Thatsache hat ohne Zweifel ihren Grund in der starken Nachfrage nach dieser Waare; soviel auch immer zu Markt kommt, es wird in der Regel Alles schnell verkauft;

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Leonhard Wolbach: Ulmische Zustände. Ernst Nübling, Ulm 1846, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ulmische_Zust%C3%A4nde_21.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)