Seite:Veckenstedt - Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche.pdf/119

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
7.

Die Mutter von Till Eulenspiegel war arm. Einstmals schickte sie ihren Sohn zum Bäcker und bestellte ihm, er solle zwei Brode bringen, das Geld dazu wolle sie ihm später geben. Till Eulenspiegel brachte auch wirklich die Brode. Seine Mutter aber nahm dieselben, steckte sie in einen Sack und ging damit fort. So war Eulenspiegel ohne Geld und ohne Brod.

Sylow.     
8.

Eulenspiegel verdingte sich bei einem Bäcker als Gesell. Der Herr befahl ihm, er solle Teig kneten, allein Eulenspiegel sagte: „Bei Tage knete ich keinen Teig, das geschieht des Abends; bei Tage gehe ich aus.“ Und richtig, Eulenspiegel ging aus und kam erst den Abend wieder heim. Nun sollte er sich an die Arbeit machen; er aber sagte: „Ich arbeite nur bei Mondenschein, jetzt nicht.“ Als darauf der Mond aufgegangen war, machte er sich wirklich an die Arbeit und knetete, schmierte aber darauf den Teig vor dem Hause des Bäckers auf den Plan. Nun ward der Bäcker wüthend und wollte den Till aufhängen lassen. Eulenspiegel aber bat so lange und bot dem Bäcker so viel Gold, dass dieser ihn endlich los liess, das Gold nahm, dem Gesellen aber befahl, er solle sein Haus räumen.

Das that denn Eulenspiegel auch sogleich.

Der Bäcker wollte am andern Morgen sein Gold besehen, da fand er aber statt des Goldes nur Kohlen.

Sylow.     
9.

Till Eulenspiegel hatte sich auf die Wanderschaft begeben; da geschah es ihm denn einmal, dass er starken Hunger bekam. Sobald er nun in das nächste Dorf kam, ging er zum Schmied, weil er wusste, dass diese Leute gut essen, und verdingte sich daselbst als Gesell. Der Schmied aber wollte den neuen Gesellen erst erproben und hielt ihn deshalb eine Zeit lang sehr knapp. Eines Tages musste er verreisen. Da gab er dem Till auf, er solle in seiner Abwesenheit das alte Eisen zusammensuchen, einiges zu einer