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machen. Sogleich sprang er aus dem Bett auf und zündete ein Licht an. Da erblickte er eine fremde Katze in der Kammer.

Ströbitz.     
15.

Die Murawa erscheint mitunter als Nachtschmetterling und fliegt dann einen Schlafenden an. Hat er den Mund offen, so kriecht sie hinein. Um sich vor dieser Plage zu sichern, muss man das Kleidungsstück, welches man am längsten getragen hat, annageln. Ist das geschehen, so vermag die Murawa nicht in das Zimmer zu kommen.

Branitz.     
16.

Eine Magd konnte sich in eine Murawa verwandeln. Einstmals, als sie auf dem Felde arbeitete, nahm sie sich vor, sie wolle einen Schäferknecht, welcher in der Nähe Schafe weidete, plagen. Alsobald fiel ihr Körper leblos zur Erde; aus ihrem Munde sprang eine Maus, welche auf den Knecht zulief und diesen niederwarf. Vergeblich wollte der Knecht sich aufrichten, er vermochte es nicht: die Maus aber lief auf seinem Körper auf und ab, dass der Knecht nur so stöhnte. Als sie den Knecht genug geplagt hatte, verliess ihn die Maus, lief zum Körper des Mädchens zurück und schlüpfte wieder in den Mund desselben hinein. Sogleich bekam das Mädchen wieder Leben, richtete sich auf und arbeitete wie vorher.

Gross-Döbern.     
17.

Einst kam ein Knecht zu seinen Pferden in den Stall. Da sah er, dass eins der Pferde am Boden lag und sich nicht bewegen konnte, trotzdem er es anrief und bedrohte. Merkwürdig war, dass auf dem Pferde eine gebackene Birne lag. Der Knecht nahm die Birne und biss hinein. Sofort sprang das Pferd auf und war vollständig gesund und munter. Nach einiger Zeit gesellten sich einige Kinder zu ihm, welche ihm klagten, ihre Mutter sei nicht munter, es habe ihr Jemand die Ribben abgebissen und nun sei sie krank und müsse das Bett hüten. Daran merkte der Knecht, dass die Frau die Murawa gewesen war.

Gross-Döbern.