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23.

Die Murawa ist eine Frau, welche ganz schwarz ist; wen sie ansieht, der kann kein Glied rühren. Ihre Augen sind dunkelblau und spielen dabei in das Graue.

Nobendorf.     
24.

Wenn eine Frau am Abend vor Weihnachten ihren Flachs nicht abgesponnen hat, so kommt die Murawa und speit ihr auf den Wocken. Darauf setzt sich die Murawa der betreffenden Frau auf die Brust und drückt sie.

Drebkau.     
25.

Die Murawa erscheint oft als ein vierbeiniges Thier, welches einem Frosch gleicht.

Hoyerswerda.     
26.

Ein Mann wurde einmal von der Murawa gedrückt. Da sah er auf seinem Bett einen Strohhalm liegen. Flugs griff er darnach und that denselben in einen Wasserkrug, welchen er bei sich am Bett stehen hatte. Darauf machte er den Krug zu.

Als er am andern Morgen den Krug öffnete, kam daraus eine Frau hervor.

Alt-Döbern.     
27.

Eine Frau wurde oft von der Murawa geplagt, allein so Vielen sie auch davon erzählte, Niemand konnte ihr helfen. Endlich kam einmal eine alte Frau, welche ihr Hülfe versprach. Dieselbe setzte sich, als sich die Frau schlafen gelegt hatte, an das Bett. Bald bemerkte sie, dass die Frau von der Murawa geplagt werde. Nach einiger Zeit fing die Frau an, ruhiger zu schlafen. Da sah die alte Frau, wie sich ein Frosch durch die Hüfte der Schlafenden arbeitete. Sie ergriff das Thier und setzte es in ein Glas mit Wasser, darauf band sie das Glas zu. Gegen Morgen wurde der Frosch steif und starb: zu derselben Zeit starb auch die Nachbarin der Frau, welche also die Murawa gewesen war.

Hoyerswerda.