Seite:Veckenstedt - Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche.pdf/158

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
28.

Die Murawa pflegte oft ein Mädchen zu plagen. Als es das ihrem Vater klagte, gab dieser seiner Tochter ein Essen, welches halb aus Erbsen, halb aus Salz bestand. Gleich darauf gab das Mädchen eine alte und sieben junge Schlangen von sich: seit der Zeit blieb es von der Murawa verschont.

Hoyerswerda.     
29.

Ein Fleischer- und ein Bäckergesell wanderten einst in die Fremde. Der Bäcker wurde bald matt, da er brustkrank war, legte sich hin und schlief ein. Der Fleischer wusste nichts Besseres zu thun, und folgte seinem Beispiel. Es währte aber nicht lange, so wurde er munter; er bemerkte, wie sein Mitgesell stöhnte und sich im Schlafe hin und her wand. Indem er noch auf den Schlafenden blickte, sah er, wie eine Schlange aus dem Munde desselben kroch. Die Schlange war ganz schleimig und schlug im Grase mit dem Schwanz hin und her, bis sie trocken war. Darauf kroch sie zum zweiten Male in den Mund des Schlafenden und wieder stöhnte und wand sich dieser. Als sie darauf wieder aus dem Mund desselben herausgekrochen kam, erschlug sie der Fleischer. Der Bäcker wachte nach einiger Zeit auf. Er fühlte sich gesund und munter, und litt fortan nicht mehr an der Brust. Also muss die Schlange die Murawa gewesen sein.

Hoyerswerda.     
30.

Die Murawa befiel als Schlange ein Mädchen und zwang dasselbe, sie mit Milch zu füttern. Der Vater des Mädchens bekam es endlich weg, belauschte das Treiben der Schlange und erwürgte sie. Seit der Zeit wurde das Mädchen von der Murawa nicht mehr belästigt.

Hoyerswerda.