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schwamm rüstig der Küste zu. Als ihm ein Balken im Meere entgegentrieb, schwang er sich darauf und gelangte glücklich an eine Insel nicht weit von England. Dort nährte er sich sieben Tage von Süssholz, welches auf der Insel reichlich wuchs; am achten Tage landeten Schiffer und brachten ihn, als er denselben sein Schicksal mitgetheilt hatte, wohlbehalten nach England. Sobald er dem König die schändliche Handlungsweise des Schiffskapitäns erzählt hatte, liess dieser seine schnellsten Schiffe rüsten und dem flüchtigen Schiffe nachsegeln. Es gelang auch den Leuten des Königs mit ihren Schiffen den Schiffskapitän und die trauernde Königstochter einzuholen, bevor sie noch in Amerika gelandet waren. Sogleich wandten sie ihre Schiffe der englischen Küste zu. Als sie in England angekommen waren, wurde über den Verbrecher strenges Gericht gehalten. Der Kapitän wurde auf demselben Schaffot enthauptet, auf welchem der Sohn des Riesenkönigs sein Ende hatte finden sollen. Das junge Paar aber lebte am Königshofe zufrieden und glücklich.

Ströbitz.     
7.

Der Hober hielt sich für sehr klug und sagte, er habe seine Kraft im Kopfe. Er wollte einmal mit den Bauern auf die Jagd gehen, diese gaben ihm aber statt der Flinte eine eiserne Schiene. Der Hober wollte damit schiessen, die Schiene aber ging nicht los. Da wetzte er sie und machte sich eine Sense daraus; mit dieser mähete er Alles vor sich nieder. Bei dieser Arbeit kam er auch an eine grosse Eiche: die mähete er ab, wie einen Strauch. Kaum aber hatte er das gethan, so fiel er um und war todt.

Sylow.     





8.

In einem Berge, nicht weit von Bautzen, lebte einst ein Riese, welcher drei Söhne hatte. Der Riese war zauberkundig. Jedem seiner Söhne hatte er eine besondere Macht verliehen, damit diese sich durch die Welt helfen könnten: Der älteste Sohn, Johann, war Jäger und herrschte über den Wald, der zweite, Fritz, war Herr über die Fische und der jüngste, Karl, der Herr der Thiere.