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was er am Tage zuvor erlebt hatte, wie ein Traum vor, doch ging er um neun Uhr zu dem Palast, und siehe da, richtig standen dort zwei mit Gold beladene Esel. Darauf ging er zum König und bat ihn, er möge die beladenen Esel holen lassen. Als dies geschehen war, forderte er die Tochter des Königs zur Gemahlin. Der König aber war nicht geneigt, seine Tochter dem Sohne eines Böttchers zu geben, zumal diese schon einen Grafen liebte; er versprach sie ihm aber dennoch unter der Bedingung, dass am folgenden Tage wiederum zwei mit Gold beladene Esel vor dem Palaste ständen. Trotzdem der junge Gärtner darüber unwillig wurde, so fügte er sich doch. Er öffnete in seiner Wohnung die Dose und befahl der Stimme, welche wieder nach seinem Befehl fragte, auf’s Neue zwei mit Gold beladene Esel zu schaffen. Darauf schlief er wieder bis in den hellen Tag hinein. Als er um neun Uhr zum Palast ging, fand er dort die mit Gold beladenen Esel wieder, liess den Schatz zum König bringen und begehrte auf’s Neue dessen Tochter zur Gemahlin. Der König war aber noch immer nicht geneigt, ihm seine Tochter zu geben; er forderte auf’s Neue zwei mit Gold beladene Esel auf den folgenden Morgen. Der junge Gärtner musste sich fügen. Diesmal aber forderte er von der Stimme, welche nach seinem Befehl fragte, ausser den mit Gold beladenen Eseln zwei bewaffnete Riesen. Am folgenden Morgen fand er das Gewünschte um neun Uhr an dem bestimmten Platze. Als nun der König auf neue Ausflüchte sann, liess er die Riesen mit ihren gewaltigen Eisenstangen in den Saal kommen und befahl ihnen, den König zu erschlagen, wenn er sein Wort nicht halten werde. Als der König sah, dass es um sein Leben geschehen sei, wenn er sein Wort nicht halte, ward er willig. Nun wurde die Hochzeit mit grosser Pracht gefeiert, und der junge Gärtner wohnte fortan mit seiner Gemahlin in einem prächtigen Palast. Endlich wurde er, als der alte König gestorben war, dessen Nachfolger.

Aber von langer Dauer war sein Glück nicht. Seine Gemahlin nämlich hatte früher einen Grafen geliebt. Immer, wenn nun ihr Gemahl auf der Jagd war, liess sie den Grafen