Seite:Veckenstedt - Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche.pdf/227

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vor ihm war nur derjenige, welcher aus dem Evangelium des letzten Sonntags ein Wort wusste.

Sylow.     
4.

Nicht jeder Bludnik führt irre, sondern nur der schwarze. Das hat auch ein Bauer aus Branitz erfahren, welcher bei tiefer Finsterniss seinen Heimweg suchte. Der Bludnik führte ihn so in die Irre, dass er erst nach Kahren und dann in die Nähe von Cottbus kam. Auch thätlich muss der schwarze Bludnik ihm zugesetzt haben, denn der Bauer war ganz zerkratzt, als er endlich in der Nacht um zwölf Uhr nach Hause gelangte.

Branitz.     
5.

Ein Bauer aus Stradow musste einst in der Nacht auf seinem Heimwege aus Vetschau einen Graben überschreiten, über welchen ein schmales Brett als Brücke lag. In der Nähe des Grabens gesellte sich der Bludnik zu ihm und war bereit, den Mann, welcher ihm für den Dienst einen Dreier versprach, nach Hause zu führen. Der Bludnik führte den Bauer glücklich bis vor dessen Thür, allein der Bauer gab den versprochenen Lohn nicht, schlüpfte eilig in die Thür, schlug sie zu und lachte den Bludnik aus.

Als er sich wieder einmal des Nachts auf dem Wege befand und der Bludnik ihm wieder erschien, rief er: „Ach, lieber Bludnik, führe mich doch nach Hause, ich will Dir auch einen Sechser geben.“ Auch diesmal führte ihn der Bludnik, so dass er bei hellem Lichte den gefährlichen Weg überschreiten konnte. Allein auch diesmal hielt der Bauer sein Wort nicht, schlug die Hausthür wiederum eilig zu und rief: „Ich habe keinen Sechser, kann Dir auch keinen geben.“ Noch ein drittes Mal erbat er in der Nacht die Hülfe des Bludnik, versprach ihm diesmal einen Groschen, ging aber wieder damit um, den Bludnik, als ihn dieser bis vor das Haus geleitet hatte, zu betrügen. Allein diesmal schlüpfte der Bludnik vor dem Bauer in das Haus und verwirrte ihn hier so, dass derselbe, statt in die Stube zu gelangen, zur Hinterthür hinausging und in einen Teich gerieth. Erst als der Bauer bis an den Hals im Wasser war, verliess ihn der Bludnik. Der Bauer