Dörfern mit dem Abräumen des Schuttes von der Brandstätte ziemlich fertig waren, fanden sie auch die Gerippe der beiden verbrannten Leute, dicht neben dem Kamin. Als sie bei dem Abräumen unter den Kamin kamen, fanden sie dort ganz unversehrt ein Zauberbuch liegen, ja es lag sogar aufgeschlagen auf einem Schemel unter dem Kamin. Es war Alles verbrannt, nur nicht der Charakter, welchen der Böse geschützt hatte.
Ein Bauer aus Ogrosen kehrte mit seinem Wagen aus Calau heim. Auf dem Wege von Altenau nach Ogrosen traf er einen alten Mann, welcher in dem Rufe stand, er sei geheimer Dinge kundig. Derselbe stieg auf den Wagen, um mit nach Ogrosen zu fahren. Als sie durch das Ogrosener Birkenwäldchen kamen, sprangen mit einem Male zwei grosse, schwarze Hunde an dem Wagen empor und wollten den alten Mann von demselben herunterreissen. Die Pferde zitterten und bäumten, sie waren nicht von der Stelle zu bringen. Das dauerte so eine ganze Weile. Endlich wurden die Pferde ruhiger. Der Bauer sah sich um: da lag der alte Mann wie todt im Wagen, die Hunde aber waren verschwunden.
Wer einen Charakter hat, kann nicht eher sterben, als bis er ihn an Jemand abgegeben hat.
Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Veckenstedt_-_Wendische_Sagen,_M%C3%A4rchen_und_abergl%C3%A4ubische_Gebr%C3%A4uche.pdf/297&oldid=- (Version vom 24.10.2016)
