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nur Schaum im Fasse hatten, sollte der Knecht auf’s Neue helfen. Diesmal merkte die Bauerfrau genau auf, als der Knecht sich mit dem Butterfass zu schaffen machte, was er treibe. Da sah sie, wie er ein Säckchen unter das Butterfass schob. Kaum war dies geschehen, so wurde die Milch zu Butter. Als der Knecht später das Säckchen wieder einstecken wollte, nahm es ihm die Frau ab und gab ihm dafür zehn Thaler. Fortan besass die Bäuerin ein Mittel, vermöge dessen sie jedes Mal sofort beim Buttern die gewünschte Butter erhielt.

Ströbitz.     
11.

In einem Dorfe bei Cottbus gab eine Kuh stets rothe Milch. Man merkte daran, dass sie behext war. Der Bauer, welchem die Kuh gehörte, fragte eine kluge Frau, was er dagegen thun könne. Diese rieth ihm, er solle die rothe Milch auf ein glühendes Hufeisen giessen. Das geschah. Fortan gab die Kuh wieder gute, weisse Milch.

bei Cottbus.     

12.

Einst gaben in Gross-Döbern die Kühe lange Zeit keine Milch. Das hatte folgenden Grund. Im Dorfe lebte eine Hexe, welche in der Stube hinter dem Ofen einen langen Strick hängen hatte. So oft nun die Leute im Dorfe melkten, zog die Hexe an dem Strick. Sofort floss alle Milch von den Kühen im Dorfe in die Gefässe, welche die Hexe unter das Ende des Strickes gestellt hatte.

Gross-Döbern.     
13.

Ein Bauer kam einst zufällig in seinen Kuhstall. Da sah er, wie seine Frau molk, aber nicht eine Kuh, sondern einen Strick, aus welchem die Milch quoll. Sogleich eilte der Bauer hinzu und begann auch am Strick zu melken. Die Frau aber rief: „Melke nicht, die Kuh stürzt.“ Der Bauer kehrte sich aber an das Geschrei seiner Frau nicht, sondern zog an dem Strick weiter, bis derselbe plötzlich keine Milch mehr gab. Am andern Morgen erfuhr er, seinem Nachbar sei eine Kuh gefallen. Da wusste er, dass seine