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Es währte aber nicht lange, so bat die Frau ihren Mann, er möchte sie ein wenig fortlassen, sie müsse nach der Küche gehen, um dort zu trinken, denn es dürste sie sehr. Der Schmied aber erlaubte es nicht. Allein die Frau jammerte so lange, bis der Mann endlich, als es bereits halb zwölf in der Nacht war, ihr die Erlaubniss gab. Die Frau stellte sich nun, nachdem sie getrunken hatte, sehr ermüdet und that so, als ob sie sich auf die Schwelle setzte, um auszuruhen. Nach etwa einer Viertelstunde besuchte den Schmied ein Nachbar und fragte, wo seine Frau sei? Der Schmied erwiederte: „Siehst Du sie denn nicht? Sie sitzt ja dort auf der Schwelle und ruht aus.“ Der Nachbar aber brach in ein lautes Gelächter aus und sagte: „Dort auf der Schwelle sehe ich nur einen Flederwisch.“ Da wusste der Schmied, dass seine Frau eine Hexe war: sie hatte an der Hexenfahrt doch Theil genommen und ihn durch Blendwerk getäuscht. Am andern Morgen prügelte er seine Frau gehörig durch, um ihr die Lust an den Fahrten zu vertreiben.

Branitz.     
24.

Die Hexen melken in der ersten Mainacht die Kühe. Will man sie vor den Hexen schützen, so muss man an die Stallthür drei Kreuze malen.

Sylow.     
25.

Die Hexen rutschen am ersten Mai des Nachts um zwölf Uhr den Blocksberg hinunter. In der Spur, welche sie hinterlassen, fliesst Sahne. Einst wollten drei Männer, welche davon gehört hatten, den Blocksberg in der ersten Mainacht besteigen; sie wurden aber, bevor sie den Gipfel erreicht hatten, in einen Esel, eine Gans und einen Hund verwandelt und kamen als solche in ihr Dorf zurück.

Guhrow.     
26.

Die Hexen ziehen am ersten Mai, auf einem Besen reitend, durch den Schornstein nach dem Hexenberge, welcher in Sachsen liegt, und tanzen dort.

Kunersdorf.