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XXXVII.
Glocken.

1.

Vor vielen Jahren war in Burg auf dem Kirchthurm eine uralte Glocke. Jedesmal, so oft dieselbe Mitternacht schlug, kam im Schallloch ein alter Topf zum Vorschein, welcher die zwölf Schläge nachschlug, ebenso um ein Uhr den einen Schlag. Das ist viele Jahre hindurch von den Leuten beobachtet worden, ohne dass Jemand hat dahinter kommen können, woher der Spuk rühre. Endlich aber ist der alte Topf nicht mehr gesehen worden.

Burg.     
2.

In Steinitz war eine solch schöne Glocke, dass die Cottbuser sie zu haben wünschten: sie versprachen den Bauern, wenn diese ihnen die Glocke abliessen, den Weg von Cottbus bis Steinitz mit harten Thalern zu pflastern. Die Steinitzer sind aber auf den Handel nicht eingegangen.

Steinitz.     
3.

Die Steinitzer hatten sehr schöne Glocken. Die Bauern eines Nachbardorfes wollten sich der Glocken bemächtigen, die Steinitzer gaben sie aber nicht gutwillig her. In Folge dessen kam es zu einem heftigen Streit. Dabei fielen die Glocken, deren sich die Bauern des Nachbardorfes schon bemächtigt hatten, in den Steinitzer Teich. In diesem Teich sind auch die zwölf Apostel versenkt. Man hat schon viele Versuche gemacht, Glocken und Apostel aus dem Teich zu ziehen, bisher aber vergeblich. Der Teich ist nämlich so furchtbar tief, dass man bis jetzt niemals bis auf den Grund gekommen