Seite:Veckenstedt - Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche.pdf/406

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sein und weithin geleuchtet haben. Man berichtet ferner, der Drache sei dann besonders niedrig geflogen, wenn er von einem Raubzuge schwer beladen heimkehrte.

Glinzig.     
6.

Wenn Jemand in der Dämmerung ein weisses Hühnchen unter einem Strauch sitzen sieht, so kann er sicher sein, dass es der Drache ist, welcher darauf wartet, dass er von Jemand in das Haus mitgenommen wird.

Branitz.     
7.

Wenn eine Sternschnuppe auf ein Haus niederfällt, so sagt man, die Leute des Hauses haben den Drachen. Hatte die Sternschnuppe als Schweif einen fahlen Schimmer, so sagt man, es sei ein Gelddrache herniedergefahren; war aber der Schimmer ein bläulicher, so hatte man einen Getreidedrachen gesehen.

Ströbitz.     
8.

Der Drache wird in der Regel des Nachts, mitunter aber auch am Tage und zwar des Morgens um neun Uhr gesehen.

Gross-Döbern.     
9.

In Werben ging einst ein Mädchen, welches auf dem Schlosse diente, kurz vor Mitternacht zu Bett. Das Mädchen konnte nicht schlafen; so kam es, dass es um zwölf Uhr noch wach war. Da hörte es plötzlich die Thüren aufmachen und heftig zuschlagen. Das Mädchen war dreist, es stand auf, um nachzusehen, was es gäbe, allein es fand Niemand, auch waren die Thüren alle verschlossen. Da fing das Mädchen an, sich zu fürchten. Plötzlich hörte es ganz in seiner Nähe ein Rasseln wie mit Ketten, es war ihm, als ob Jemand einen Scheffel voll Geld wegwerfe. Das seltsame Geräusch hielt bis um ein Uhr an, dann war Alles still. Am folgenden Morgen erzählte das Mädchen der gnädigen Frau, was ihm in der Nacht begegnet sei, diese aber verbot ihm, davon zu sprechen. Ein alter Bauer aber, dem das Mädchen doch von dem Ereigniss erzählte, sagte, es hause im Schlosse