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Vorwort.




Die Sagen, Märchen und abergläubischen Gebräuche, welche ich hiermit der Oeffentlichkeit übergebe, sind in überwiegender Mehrzahl dem Munde der Wenden entnommen, welche in der Niederlausitz sesshaft sind: einige Beiträge stammen von den Wenden der Oberlausitz her, mehr von denjenigen Bewohnern der Niederlausitz, welche zwar bereits deutsch reden, aber die volle Sorbentradition bewahrt haben. Die Sagen und Märchen der deutschredenden Wenden finden sich in jedem Abschnitte nach dem Zeichen, welches zwei parallele Striche bilden. Mit wenigen Ausnahmen ist jeder Sage und jedem Märchen der Ort beigefügt, aus dem sie stammen; der Schreibweise der wendischen Ortschaften liegt Richard Andree’s Sprachkarte, welche er seinen wendischen Wanderungen beigegeben, zu Grunde. Die wendischen Namen sind, soweit sie bereits literarisches Eigenthum waren, nach Haupt und Schmaler, Zwahr, Liebusch und Jacob Grimm geschrieben. Die Sagengruppen finden sich im Ganzen nach den Kategorien geordnet, welchen Jacob Grimm in seiner Deutschen Mythologie gefolgt ist.

Es ist ein nicht gewöhnliches Glück, welches mir beschieden ist, in diesem Werke eine ansehnliche Fülle von neuen Sagengestalten und mythischen Namen in die Wissenschaft einführen zu können, insofern ich dies nicht schon in meinen Vorträgen, welche ich in der Berliner Anthropologischen Gesellschaft in den Jahren 1877 und 1878 gehalten, gethan habe. Diese Sagengestalten und mythischen Namen sind der Posserpańc, der Serp, der Serpel, die Pšezpolnicer, der Jeb, die Golen, der Schirrmann und die Schirrawa, die Serpolnica, Maria na Penku, Anna Subata, Fika, Gibańe, Wurlawa, die glühende Frau. Dazu gesellen sich die Drachenbäume, welche