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30.

Ein junger Bauer fuhr einst mit einigen Genossen in heiterer Laune, da er von einer Hochzeit kam, nach Hause. Unterwegs begegnete ihnen der Nachtjäger, welcher mit wüstem Geschrei daherkam. Sofort riethen die Bauern dem, welcher fuhr, er möge ja ruhig sein, sonst werde ein Unglück geschehen. Allein der junge Bauer, welcher angetrunken war, hörte nicht auf die warnenden Stimmen, zumal er auch sonst ein kecker Bursch war, sondern begann auf den Nachtjäger zu schimpfen. Die Pferde, durch das wüste Geschrei des Nachtjägers scheu gemacht, stürmten in wildem Laufe dahin. Plötzlich liess sich auf dem Wagen ein lauter Knall vernehmen, als werde derselbe zerschmettert; weiter aber geschah nichts, und die Bauern kamen glücklich zu Hause an.

Am andern Morgen, als der betreffende Bauer auf das Feld fahren wollte, fand er zu seinem Schrecken auf dem Wagen den Huf eines Pferdes. Er machte sich daran, denselben zu vergraben, allein am andern Morgen lag der Pferdehuf wieder vor der Thür. Ebenso geschah es den folgenden Tag. Nun fragte der Bauer die Alten des Dorfes um Rath und diese riethen ihm, er solle sich mit dem Pferdehuf wieder an dieselbe Stelle begeben, wo der Schlag auf seinen Wagen geschehen sei, auch müsse er den Nachtjäger um Verzeihung bitten wegen des Schimpfens: sei das nicht am dritten Tage nach dem Vorkommniss geschehen, so werde seine Familie ein grosses Unglück treffen, denn der Nachtjäger habe den Pferdehuf die vorhergehenden Tage selbst ausgegraben und wieder auf den Wagen gelegt. Der junge Bauer that, wie ihm geheissen war, und darauf ist der Huf des Pferdes verschwunden.

Burg.     
31.

Ein Bauer war einmal des Nachts in die Haide gefahren, um Holz zu stehlen. Da war es ihm, als höre er oben in der Luft ein lautes Hallohrufen, die Bäume des Waldes begannen zu rauschen. Der Bauer war ein beherzter Mann und als er das Rufen vernahm, stimmte er ein. Plötzlich wurde ein Hase ohne Kopf auf den Wagen geworfen; dabei