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vielfach in der Wendensage lebendig, sondern auch in der Sorbenüberlieferung ungewöhnlich deutlich erkennbar sein werden. Die vergleichende Mythenforschung, welche nach Angelo de Gubernatis der Slaventradition den Ehrenplatz nach den Veden zuweist, wird, hoffe ich, das gebotene Material willkommen heissen. Durch das neue Material, welches ich biete, werden manche ihrer Schlüsse sich zu evidenterer Sicherheit erheben lassen. Wer hat nicht z. B. oft den Räthseln der persischen, griechischen oder römischen Königssage nachgesonnen: ein mythischer König, über dessen Wesen kein Zweifel obwalten kann, eröffnet meine Sammlung. In den über ihn mitgetheilten 107 Nummern tritt uns die gewaltige Gestalt des Wendenkönigs, des Messias der Slaven im Herzen Deutschlands, in leuchtender Hoheit entgegen: der ebenbürtige Genoss des Dahâk und Isfendiyar, des Achilleus und Pelops, des Romulus und Tullus, des Siegfried und roi Artus darf fortan die göttlichen Rechte wieder beanspruchen, welche die arischen Völker in ihrer gemeinsamen Urheimath ihm willig verliehen.

Die slavischen Nixen und Schwanmädchen sind Schöpfungen, welche der Duft echter Poesie umweht.

Die wendischen Schlangensagen reihen sich den schönsten Sagenschöpfungen aller Völker würdig an.

Pumphut stellt die Frage, ob der gewaltige Zauberer ursprünglich eine gestürzte slavische oder deutsche Gottheit ist.

Der nächtliche Jäger braust als wilde Sturm- und Gewittergottheit auch über die Föhrenwälder der Niederlausitz dahin.

War man bis jetzt geneigt, die Sagen, in welchen der dumme Hans auftritt, nach dem Vorgang der Gebrüder Grimm auf den Siegfriedmythus zurückzuführen, so wird, denke ich, der arische Held, dessen Gestaltung in den Veden die früheste Fixirung gefunden, als der Herakles der arischen Völker sich deutlicher, als bisher möglich war, erweisen lassen.

Es scheint die Zeit eingetreten zu sein, in welcher der lustige slavische Zwergkobold in der Wendei den Namen des Till Eulenspiegel anzunehmen im Begriff ist. Eingehende Forschungen