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52.

An einer gewissen Stelle in Cottbus, wo es nicht recht richtig ist, hat man oft einen Mann ohne Kopf gesehen, aber stets nur in der Nacht in der Zeit von zwölf bis eins. Da haben sich denn einmal mehrere Männer aufgemacht, welche an den Spuk nicht glauben wollten, aber auch sie haben richtig den Mann ohne Kopf die ganze Stunde hindurch gesehen; in dem Augenblick, als die Uhr eins geschlagen, ist der Spuk fort gewesen.

Cottbus.     
53.

In Vetschau liegt ein Garten nahe der Bahn, von dem man erzählt, es zeige sich der Nachtjäger jeden Mittag in demselben. Wenn nun Jemand an dem Garten vorbei will in dem Augenblicke, wenn der Nachtjäger darin ist, so kann er es nicht eher, als bis der Nachtjäger verschwunden ist. Man sagt, der Nachtjäger sei eigentlich Einer aus Lützow’s wilder Jagd, welcher dort begraben ist.

Vetschau.     
54.

Des Nachts sieht man oft durch die Haide einen Reiter auf einem Schimmel daherkommen. In der Ferne erkennt man deutlich die Gestalt, Kopf und Rumpf, in der Nähe gesehen ist aber der Reiter ohne Kopf; wenn man noch nach der Erscheinung ausschaut, ist dieselbe plötzlich spurlos verschwunden.

Jamlitz.     
55.

Von Lübben kehrte ein Mann eines Abends nach den Spreewald-Kaupen, in welchen er wohnte, zurück, als er plötzlich den Nachtjäger hoch oben jagen hörte. Es war ein Gebelle, ein Gepfeife und ein Hollahgeschrei, dass der Mann sich fürchtete. Er dachte aber, Du willst auch mitpfeifen und mitbellen, dann wird Dir schon die Furcht vergehen, und er pfiff und bellte aus Leibeskräften. So trieb er es bis zu seiner Wohnung. Als er an die Thürklinke fasste, um in sein Haus zu gehen, rief eine Stimme von oben: „Hast Du jetzt mitgejagt, so kannst Du auch mitessen“, und plötzlich fiel ein halber Hirsch